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Hochwasserschutz mangelhaft: Anwohnerin erhebt Vorwürfe

von Sandra Zecchino


Mit Holz und Strohballen wurde verhindert, dass der Wasserstand in der Riede weiter anstieg. Fotos: Privat / Presseteam Gemeindefeuerwehr Lehre, Video: Sandra Zecchino

Lehre. Nicht zum ersten Mal war der Ort Essenrode vom Hochwasser betroffen. Jetzt erhebt eine betroffene Anwohnerin schwere Vorwürfe. regionalHeute.de fragte bei der Gemeinde Lehre und dem Landkreis Helmstedt nach, woran eine Verbesserung des Hochwasserschutzes bisher gescheitert ist.


Das Grundstück der Anwohnerin Katja Arold liegt direkt an der Riede, einem Gewässer dritter Ordnung im Amtsdeutsch. Und an dieser Stelle fängt die Problematik der Anwohner an. Bei Gewässern dritter Ordnung sind die direkten Anwohner für die Unterhaltung zuständig.

Doch aus Sicht von Arold hat die Politik ebenfalls eine Mitschuld, dass ihr Grundstück am vergangenen Mittwoch erneut unter Wasser stand. Zum einen sei an der Straße vor ihrem Haus ein trichterförmiger Brückendurchlauf angebracht worden. "Jeder weiß schon aus Erfahrung, wenn eine Kaffeemaschine überlauft, dass man dann eben Sauerrei hat", erzählt sie. "Und diese Sauerei habe ich jetzt auf meinem Grundstück."

Einfache Mittel verbesserten die akute Situation


Zum zweiten Mal seit 2014 stand das gesamte Grundstück unter Wasser und es ist für sie unverständlich, dass sich in den vergangenen vier Jahren nichts an der Situation geändert habe. Einfache Vorrichtungen wie Holzbretter und Strohballen an der Vorflut hätten dafür gesorgt, dass der Pegel der Riede absinkt.

"Wenn solch eine einfache Maßnahme so effektiv ist, dann kann ich nicht nachvollziehen, warum hier keine Hochwasserschutzmaßnahme gebaut wird", fragt Arold. Im Laufe der Jahre habe sie bereits mit dem Gemeindebürgermeister, dem Wasserverband, der unteren Wasserbehörde sowie dem vorherigen Landrat gesprochen und eine Petition an den Landtag eingereicht.

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Hochwasserschutz: Ein komplexes Thema


Auf Nachfrage von regionalHeute.de teilte die Gemeinde Lehre mit, dass das Thema bekannt sei und sie sich bereits seit längerem intensiv mit Möglichkeiten zum Hochwasserschutz beschäftigen. So seien gemeinsam mit dem Wasserverband Weddel-Lehre und einem Ingenierubüro verschiedenste Möglichkeiten untersucht worden. Gespräche mit Grundstückseigentümern seien aufgenommen worden, auch erste Grundstücksankäufe wären getätigt worden.

"Das Problem ist, dass es sich beim Hochwasserschutz um ein komplexes Thema handelt, bei dem nie nur einzelne Kommunen betrachtet werden können, sondern immer das große Ganze", erklärt Julia Kausch, Zuständig für den Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde Lehre. Wenn das Wasser an einer Stelle gestaut werde, dürfe es nicht in einen anderen Ort laufen.

Abhängig von Fördermitteln


Außerdem wäre die Gemeinde Lehre für einen umfassenden Hochwasserschutz auf Fördermitteln angewiesen. "Ein Förderantrag wurde gestellt, aber niedersachsenweit nicht als Priorität eingestuft, weil andere Regionen einfach noch mehr vom Hochwasser bedroht sind, wie man ja auch im aktuellen Fall wieder gesehen hat", so Kausch weiter. Natürlich sei die Gemeinde aktuell dabei, den Antrag zu optimieren und bei der nächsten Förderperiode erneut einzureichen.

Zeitgleich stehe die Gemeinde im engen Austausch mit Fachleuten und erarbeite Pläne, welche Maßnahmen mit geringeren finanziellen Mitteln umgesetzt werden könne. Aber auch hier seien sie häufig zum Beispiel auf Genehmigungen anderer Behörden angewiesen. "Erste Erfolge zur Regenrückhaltung außerhalb der Ortschaft konnten aber bereits erzielt werden und stehen kurz vor der Umsetzung", schließt Kausch. "Mit vielen Betroffenen stehen wir in einem guten Austausch und stehen bei Fragen auch gern für direkte Gespräche zur Verfügung."


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