Ein Ministerium gegen die Einsamkeit?

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Zwar sind Menschen jeden Alters betroffen, doch besonders häufig leiden ältere Menschen unter Einsamkeit. Symbolfoto: pixabay
Zwar sind Menschen jeden Alters betroffen, doch besonders häufig leiden ältere Menschen unter Einsamkeit. Symbolfoto: pixabay

Es liest sich auf den ersten Blick wie ein verfrühter Aprilscherz: Die britische Regierung will ein eigenes Einsamkeits-Ministerium schaffen. Eine ganze Behörde soll aufgebaut werden, die den Folgen der grassierenden Vereinsamung entgegen wirkt. Und in der Tat steckt ein ernsthaftes Problem dahinter. Auch Mediziner warnen vor den gesundheitlichen Folgen des Alleinseins.


Gesellschaftliche Isolation, das Fehlen familiärer und sozialer Bindungen - die Vereinsamung kann jeden treffen, vor allem sind es aber ältere Menschen, die darunter leiden. In Großbritannien hat eine Untersuchung ergeben, dass Einsamkeit genauso gesundheitsschädigend ist wie das Rauchen von 15 Zigaretten am Tag. Und laut einer US-amerikanischen Studie baut sich die Gesundheitsgefahr auf, wenn Einsamkeit zum Dauerzustand wird. Man schläft schlechter, denkt langsamer, die Herz-Kreislauf-Leistung nimmt ab und das Immunsystem wird schwächer.

Herumdoktern an Symptomen


Kein Wunder also, dass sich auch hierzulande die Stimmen mehren, dass Deutschland ein solches Ministerium braucht, das der Einsamkeit den Kampf ansagt. Doch ist das nicht wie so häufig blanker Aktionismus? Das Herumdoktern an Symptomen, während man den eigentlichen Ursachen weiterhin fleißig Futter gibt? Will man - wie in Großbritannien - für viel Geld eine neue Behörde aufbauen, während andernorts die sozialen Projekte zumeist als erstes dem Sparzwang zum Opfer fallen?

In einem Land, in dem Wirtschaftswachstum immer noch die Heilige Kuh des politischen Handelns ist, in dem Kinder ein Karriererisiko darstellen und in dem Individualismus und Egoismus Hand in Hand gehen, sollte man sich nicht wundern, wenn sich am Ende des Tages (und am Lebensabend) Einsamkeit breit macht. Dass man seine Freunde heute - im Zeitalter der Digitalisierung - lieber bei Facebook trifft als in der Kneipe, macht die Sache nicht besser.

Will man also den Folgen jahrzehntelanger gesellschaftlicher (und neuester technischer) Entwicklungen mit einem Ministerposten begegnen? Klingt nicht sehr vielversprechend. Aber vielleicht sollte man froh sein, dass man das Problem als solches überhaupt mal erkannt hat und sich diesem annimmt.


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